Hier findest du Informationen über die wassergebundenen Säugetiere der deutschen Nord- und Ostseeküste.

Pelagische Säugetiere

 

Welche Säugetiere leben im Meer?

 

Neben den Vögeln leben auch Säugetiere im und am Meer. Wer schon einmal die Nordseeküste im Sommer besucht hat, konnte vielfach Angebote für Schiffsfahrten zu Seehundbänken sehen und ist vielleicht auch einmal selber mitgefahren.

Hier haben wir schon eine Familie von Säugetieren (Hundsrobben Phocidae) genannt, die du fast nur am Meer findest. Zur Familie der Hundsrobben gehören die Seehunde (Phoca vitulina) und die Kegelrobben (Halichoerus grypus), die insbesondere an der Nordseeküste vorkommen. Die Kegelrobben lassen sich besonders leicht auf der Düne von Helgoland beobachten. Hier sollte man aber nicht zu nahe an die am Strand liegenden Robben herangehen, da die Kegelrobben doch recht schnell und wendig sind und ein Biß sehr schmerzhaft ist. Kegelrobben kommen erst seit den 90ziger Jahren regelmäßig auf die Insel Helgoland. Neben Helgoland stellt der Jungnamensand, eine Sandbank westlich von Amrum, die einzigen Wurfplätze der Kegelrobbe in Deutschland dar. Der Jungnamensand kann jedoch nicht besucht werden. Ein weiterer regelmäßiger Wurfplatz scheint sich zwischen Borkum und Juist auf der Kachelotplate zu gründen.

Aktuell (2015) lassen sich Kegelrobben an verschiedenen Stellen in der südlichen Nordsee finden, jedoch gibt es nur wenige Plätze, wo sie sich gut beobachten lassen.

Ostsee: Seit einigen Jahren lassen sich an ruhigen Stellen bei Rügen ("auf dem Stubber in den Gewässern um Rügen", siehe Internetpräsenz des BfN-Website Habitat Mare) auch wieder Kegelrobben sichten. Sie waren lange Zeit von diesem Küstenbereich verschwunden.  Nun meldet das Bundesamt für Naturschutz (BfN), daß der Bestand an Kegelrobben zwischen Darß und Odermündung auf 50 bis 60 Tiere angestiegen ist. Angesichts der Zunahme hofft man nun auf den ersten Nachwuchs an der deutschen Ostseeküste. Im Januar 2016 meldet der Verein Jordsand (jordsand.de), daß bei einer Zählung zwischen Greifswalder Oie und Rügen 96 Kegelrobben gezählt wurden. Die Kegelrobben der Ostsee stellen eine Unterart der Kegelrobbe dar und werden Ostseekegelrobbe (Halichoerus grypus balticus) genannt.

Seehunde können bei Ausfahrten regelmäßig auf Sandbänken gesichtet werden. Sie tauchen manchmal auch in Häfen auf. Den Seehuhn können wir in der Nordsee und im westlichen und mittleren Teil der Ostsee finden.

Neben diesen beiden Robbenarten lassen sich vereinzelt auch Ringelrobben (Phoca hispida, Syn: Pusa hispida) im Bereich der deutschen Ostsee sichten. Dabei handelt es sich um die Ostseeringelrobbe (Phoca hispida botnica). Seltener konnte die Art an der Nordseeküste beobachtet werden.

Als Ausnahme kann in der Nordsee die Klappmütze (Cystophora cristata) auftreten. Von der Klappmütze gibt es einen "aktuellen" Nachweis von der Insel Föhr. Etwas "häufiger" findet die Sattelrobbe (Phoca groenlandica) den Weg an die Nordseeküste. Am seltensten wurde das Walroß (Odobenus rosmarus) an der Nordseeküste gefunden. Die Einzelnachweise für Schleswig-Holstein führt BORKENHAGEN (1993 & 2011) auf.

 

Sowohl Seehunde, Kegelrobben als auch Ringelrobben etc. gehören zu den Fleischfressern (Carnivoren/Karnivoren) oder genauer ausgedrückt zu den Fischfressern. Sie ernähren sich als Meeresbewohner hauptsächlich von Fischen, die sie bei ihren Tauchgängen erjagen. Die Kegelrobbe kann bei ihren Tauchgängen bis zu zwanzig Minuten unter Wasser bleiben. Junge Seehunde erbeuten neben Fischen auch regelmäßig andere Meerestiere.

 

Einen weiteren Fischverzehrer, der regelmäßig an unserer Küste vorkommt, haben nur wenige Einheimische und Urlauber bisher gesehen. Es ist der Schweinswal (Phocoena phocoena), auch Kleiner Tümmler genannt, der die Familie der Schweinswale (Phocoenidae, aus der Unterordnung der Zahnwale)  vertritt. In unseren Küstengewässern befinden sich besondere Schutzgebiete für diese Art. Ich konnte den Schweinswal schon vom Nordstrand des Lister Ellenbogens beobachten. Diese Beobachtung paßt gut in die Aussage, daß die höchste Dichte an Schweinswalen bei Sylt festgestellt werden kann (BfN-Website Habitat Mare). Der Bestand von Schweinswalen in der westlichen Ostsee wird mir etwa 13.600 Tieren angebeben (Stand 2005, FIETZ 2010). Die Tagesschau meldete sich Ende April 2013 mit einem Betrag. In diesem Beträg wurde berichtet, daß es in Hamburg seit Februar 2013 rund 150 Walbeobachtungen gibt. Hierbei handelt es sich um den Schweinswal. Falls man die Elbe im Raum Hamburg besucht, lohnt sich ein Blick über das Wasser und mit etwas Glück kann man dann einen Wal sichten.

 

Besonders in die Gewässer der Nordsee können auch andere Walarten, selbst sehr selten der Schwertwal (Orcinus orca), hineinschwimmen. Wenn diese Arten stranden, d. h. sie liegen auf dem Watt oder können sich nicht mehr weiter bewegen, dann findet man diese Meldungen schnell in der Presse wieder. Da die Außenwirtschaftszone (AWZ) von Deutschland bis zur Doggerbank reicht, können in diesem Bereich Zwergwal (Balaenoptera acutorostrata, der manchmal auch als Minkwal oder Nördlichre Zwergwal bezeichnet wird) festgestellt werden.

Im Januar 2011 ließ sich eine Gruppe von Weißschnnauzendelphinen (Lagenorhynchus albirostris) im deutschen Teil der Nordsee beobachten. Diese Delphinart kommt im Nordatlantik vor.

Es lohnt sich also immer wieder auch nach Walen Ausschau zu halten.

Anfang Januar 2016 wurden an der deutschen Nordseeküste 4 tote Pottwale - je nach Systematik wissenschaftlich als Physeter macrocephalus oder Physeter catodon bezeichnet - aufgefunden (Spiegel). Dieses zeigt, daß Pottwale öfter in der Nordsee auftreten könnten.

Vereinzelt können der Große Tümmler (Tursiops truncatus), der Weißseitendelphin (Lagenorhynchus acutus) und der Rundkopfdelphin (Grampus griseus) besonders in der Nordsee auftreten.

 

In der Ostsee treten größere Wale noch seltener auf. So konnte im Juli 2008 vor Rügen ein Buckelwal (Megaptera novaeangliae) nach einer Pause von 30 Jahren gesichtet werden. Dieses Ereignis fand eine große Resonanz in den Medien. Der Spiegel meldete die Sichtung eines Nordseeschnabelwal (Mesoplodon bidens), auch Sowerby-Zweizahnwal oder Flosser genannt, in der Wismarer Bucht, was erst die zweite Sichtung dieser Art in den Gewässern der deutschen Ostsee ist.

Selten kann auch der Finnwal (Balaenoptera physalus) und der Grindwal (Globicephala melas) - auch Pilotwal oder Langflossengrindwal genannt - in der Nordsee beobachtet werden.

 

Anfang Oktober 2009 tauchte im Flensburger Hafen eine Delphinmutter mit ihrem Jungen auf und sorgte für einen großen Medienrummel.

 

Am 8. Juli 2014 gelang dem Zollboot "Holnis" sogar eine besondere Beobachtung, die sie auch auf Film bannen konnten. Sie sichteten gleich zwei Buckelwale am Eingang der Flensburger Förde. Bisher wurde im Bereich der deutschen Ostseeküste immer nur Einzeltiere gesichtet. Weitere Einzelheiten kann man bei der Meldung des NDR erfahren.

 

Weitere Walfunde lassen sich bei BORKENHAGEN (1993 & 2011) nachlesen.

 

Literatur:

FIETZ, K. (2010): Der Schweinswal - unser einziger heimischer Wal. Seevögel 31/2, p 48.

Internetverknüpfung: http://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Sensation-Buckelwale-auf-Stippvisite-in-der-Ostsee,buckelwal170.html (Seite offensichtlich gelöscht, Stand Sept 2015)

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/ostsee-gestrandeter-wal-ist-seltene-art-a-1055182.html

BORKENHAGEN. P. (1993): Atlas der Säugetiere Schleswig-Holsteins. Kiel.

BORKENHAGEN. P. (2011) Die Säugetiere Schleswig-Holsteins, Husum.

Seehund auf der Helgoländer Düne
Seehund auf der Helgoländer Düne
Junger Seehund
Junger Seehund